Kunst als Mutmacherin

Birgitta Leimeister eröffnet Begegnungsstätte

Birgitta Leimeister eröffnet Begegnungsstätte

Mönchberg. "Mein Motto heißt Mut zum Hut", sagt Birgitta Leimeister, wenn sie über ihre Objekte spricht, die meist aus einem Materialmix aus drei bis vier Stoffen bestehen. Grenzen der Fantasie akzeptiert die gebürtige Emsländerin, die seit 1989 in Mönchberg wohnt, nicht: Auch Lampenschirme, Holzspäne oder die Kordel einer Küchenuhr finden Verwendung, denn: "Alles ist erlaubt!" Eine individuelle Note, der Weg jenseits des Mainstreams, der Hut als Möglichkeit, sich seiner eigenen Individualität gewiss zu werden und diese Individualität zu zeigen - das sind zentrale Ansätze im Schaffen von Birgitta Leimeister.

"Ich habe ein Talent bekommen, und das muss ich auch nutzen", sagt die Künstlerin, und es klingt sehr glaubwürdig, wenn sie im Gespräch formuliert: "Für mich ist der Mensch wichtig." Kein Wunder, dass sie spontan reagierte, als bei ihren Ausstellungen auch Chemopatientinnen auf sie zukamen. Sie fährt alle drei Wochen in die Rehaklink nach Bad Soden-Salmünster.

Lange Gespräche machten Leimeister klar, dass es durchaus auch einen Verlust von Persönlichkeit bedeuten kann, wenn man die Haare verliert. Und noch eines wurde ihr schnell klar: Der richtige Hut kann den betroffenen Frauen Lebensqualität zurückgeben, kann das Selbstbewusstsein stärken und Lebensmut zurückbringen.

Voneinander lernen

Seit zwei Jahren arbeitet sie mit Chemopatientinnen zusammen, sieht in ihnen aber nicht in erster Linie die Patientinnen, sondern die Menschen, von denen sie selbst genau so viel lernen kann, wie die von ihr. Individuelle Beratung und Workshops gehören zu ihren Angeboten, und seit Juni dieses Jahres arbeitet sie daran, diese Angebote an einem Ort zu konzentrieren.

Die alte Kleiderfabrik Zimlich in der Mitte Mönchbergs steht seit vielen Jahren leer. Birgitta Leimeister hat nun in der unteren Etage ihr Hutatelier angemietet und mit viel Fantasie, aber auch mit harter handwerklicher Arbeit so weit instandgesetzt, dass sie Ende September einen langgehegten Traum realisieren kann: eine kulturelle Begegnungsstätte zu eröffnen.

Die Künstlerin ist voll des Lobes für Marga und Erich Fried. Die Tochter von Karl Zimlich und ihr Mann haben sie unterstützt, als es darum ging, das Projekt zu schultern. Offensichtlich waren beide von ihren Plänen überzeugt. Der Bildhauer Heribert Heeg aus Johannesberg, die Wörther Malerin Katja Hausmann, die Textilkünstlerin Hilde Keller aus Kleinostheim und Ladislava Nouzecka ("Mein Stempel") aus Mönchberg werden in drei Stockwerken, auf fast 1000 Quadratmetern Fläche ihre Werke vorstellen. Das Musikduo Blue Mood sorgt für die musikalische Untermalung, von Doris Schlag aus Groß-Umstadt sind Kalligrafien zu sehen.

Birgitta Leimeister eröffnet Begegnungsstätte

Gelegenheit zur Meditation

Die Röllfelder Tanzgruppe wird einen freien Tanz zwischen den Kunstobjekten und Besuchern zeigen. Und all das in einer Ausstellungseröffnung ohne Zigarettenqualm und ohne Alkohol - passend zum Anliegen, das Birgitta Leimeister zu ihren Aktivitäten treibt. Stefan Maicher aus Elsenfeld wird am Eröffnungstag alkoholfreie Drinks mixen.

Das klingt nach viel Aktion - aber keine Sorge: Es wird im Gebäude auch immer wieder die Gelegenheit zum Rückzug, zur Meditation, zum ruhigen Gespräch geben. Vor allem im zweiten Stock kann sich jeder bei Kerzenschein auf sich selbst besinnen: Hier wird Gudrun Beck ihr Lied singen und Hanne Jagdfeld ihre Märchen erzählen.

Anstöße liefern, die Chance zur Begegnung bieten - Angebote will Birgitta Leimeister machen, nichts vorschreiben, die individuelle Freiheit nicht einschränken - im Gegenteil! Vier Wochen lang gibt es in Mönchberg die Chance, dem Alltag zu entfliehen und zu sich selbst zu finden - eine fantasievolle und spannende Aktion mitten im Ort. Und das Schönste: Birgitta Leimeister verrät, sie könne sich vorstellen, dass es mit den vier Wochen nicht zu Ende sein wird. Wenn es nach ihr geht, will sie auch in Zukunft diese kreative Begegnungsstätte offen halten. Nun liegt es an den Menschen unserer Region, die Gelegenheit beim Schopf zu ergreifen.

Quelle: Main Echo 07.09.2006.
Heinz Linduschka
Eröffnung der Ausstellung "Zuversicht" am Samstag, 30. September, um 16 Uhr in der ehemaligen Kleiderfabrik Zimlich.